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Braucht Ihr Portfolio wirklich noch Aktien aus Schwellenländern?

von Dr. Nikolaus Braun

Sehr geehrte Damen und Herren,

die letzten Jahre waren für einen Investor in Schwellenländern zum Abgewöhnen. Im Vergleich zu den etablierten Märkten in den Industrieländern sieht die Bilanz ernüchternd aus:

Grafik Schwellenländer vs MSCI World

Da wird man sich doch mit Fug und Recht fragen dürfen, warum man sich das noch antut? Sind nicht die Risiken in diesen Ländern viel zu hoch? Ist nicht der Vorsprung der etablierten Märkte uneinholbar? Machen nicht Staatsinterventionismus, Rechtsunsicherheit oder Korruption jegliche Erfolgsaussichten zunichte?

Waren Schwellenländer-Aktien nur ein Modeinvestment?

Waren all die Versprechungen des unglaublichen Potenzials von China, Indien oder Brasilien aus den Sales Pitches der Fondsgesellschaften nur Geschwätz? Was ist etwa aus all den Megatrends, zum Beispiel der viel beschworenen dynamischen Bevölkerungsentwicklung, geworden?

Das sind sicher alles berechtigte Fragen, nur leider gehen sie ein gutes Stück am Kern der Sache vorbei:


• Zum einen sind zehn Jahre an der Börse ein viel zu kurzer Zeitraum, um allgemeine Gesetzmäßigkeiten abzuleiten.


• Zum anderen wird an der Börse ja gerade nicht die Wirtschaftskraft einer Region oder eines Unternehmens gehandelt, sondern es geht um Risiken, sprich, wie die Summe der Marktteilnehmer die Zukunftsaussichten einer Region oder eines Unternehmens einschätzt. Das ist etwas völlig anderes: Denn unter diesem Aspekt führen etwa das Risiko von Staatsinterventionismus, Rechtsunsicherheit oder Korruption zu einer höheren erwarteten Risikoprämie.

Political Risk verspricht eine langfristig erwartbare Risikoprämie

„Political Risk“ gilt in der akademischen Finanzmarktforschung – neben Size und Value – zu den am besten nachgewiesenen Treibern von Rendite. Denn wie bei Size und Value kann ein Investor davon ausgehen, langfristig für ein erhöhtes Risiko mit einer erhöhten Risikoprämie – vulgo Rendite – entschädigt zu werden.

Die 24 im MSCI Emerging Markets abgebildeten Schwellenländer machen 39 % des weltweiten Bruttoinlandprodukts und 10,9 % der Marktkapitalisierung an den Weltaktienmärkten aus aus. Wer sein Portfolio breit diversifizieren und langfristig sauber aufstellen möchte, kommt an einer Investition in Schwellenländer daher nicht vorbei. Ob man sich bei der Gewichtung eher am Bruttoinlandsprodukt oder an der Markkapitalisierung orientiert, ist nicht abschließend geklärt und hängt sicher auch mit dem Risikoappetit des einzelnen Investors zusammen. (Unser eigener Appetit ist nicht besonders ausgeprägt, aber das ist Geschmackssache.)

Schwellenländer-Aktien haben einen belastbaren Diversifikationseffekt

Dass Schwellenländer und Industrieländer dabei nach wie vor nicht synchron laufen und „nur“ mit 0,75 korrelieren, ist dabei die eigentliche gute Nachricht, denn gerade das erlaubt ja eine wirksame Stabilisierung des Portfolios. Solange wir keine Kristallkugel haben, die uns verrät, ob Schwellenländer in den nächsten Jahren den Durchschnitt von oben oder von unten bilden, bleiben sie für uns unverzichtbarer Bestandteil eines rationalen Portfolios.

Wie sinnvoll das sein kann, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Stellen Sie sich vor, ich hätte den Blog nicht 2023, sondern im März 2010 geschrieben – zehn Jahre nach dem Platzen der Technologieblase, ein Jahr nach dem Tiefpunkt der Märkte nach der Finanzkrise. Dann hätte der Blog vermutlich so ausgesehen:

Braucht Ihr Portfolio wirklich noch Aktien aus Industrienationen?

Sehr geehrte Damen und Herren,

die letzten Jahre waren für einen Investor in Industrienationen zum Abgewöhnen. Im Vergleich zu den etablierten Märkten in den Schwellenländern sieht die Bilanz ernüchternd aus: Während sich Schwellenländer-Investoren in den letzten zehn Jahren über satte Renditen von in Summe 84,5 % freuen durften, haben Anleger in Industrieländern nach wie vor ihren Einstand nicht erreicht: -16,1 %. Da wird man sich doch mit Fug und Recht fragen dürfen, warum man sich das noch antut? …

Ihr

Nikolaus Braun
Neunundvierzig Honorarberatung

P. S.: Seit August dieses Jahres schreibt Nikolaus Braun regelmäßig eine Kolumne auf SPIEGEL.de.

22/07/2023

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