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Geld-Druck-Maschinen im Sonderangebot! Schnell reich mit Covered-Call-ETFs?

von Prof. Dr. Hartmut Walz

Sehr geehrte Damen und Herren,

Zwischen Ihren Interessen als Anleger und denen vieler Finfluencer, die Ihnen mit sogenannter Finanzbildung auf den Social-Media-Kanälen zu schnellem Reichtum verhelfen wollen, bestehen keinerlei Interessengegensätze.

Beide Seiten wollen exakt das Gleiche – nämlich Ihr Geld!

Die Behauptungen und Versprechen von sogenannten Finfluencern sind oftmals so krass und letztlich vermögensvernichtend, dass man sie meist nur mit viel Humor ertragen kann. Vernünftiges – übrigens auch durch wissenschaftliche Erkenntnisse abgesichertes – Investieren bedeutet Langfristigkeit, Transparenz und Kostenorientierung.

Finfluencer und auch Finanzvertriebe maximieren ihre eigenen Profite jedoch durch reißerische Informationen, schüren Emotionen zwischen Angst und Gier und treiben Sie zum ständigen Umschichten zwischen einzelnen Finanzprodukten an. Ein aktuelles Negativbeispiel der vergangenen Monate sind sogenannte Covered-Call-ETFs, die laut Werbeversprechen sichere regelmäßige und hohe (monatliche) Ausschüttungen anstreben.

Aufgrund vieler Anfragen von Lesern meines Finanzblogs habe ich Covered-Call-ETFs als typisches Beispiel für „the next hot shit“ in einem Beitrag enttarnt. Und parallel in einem zu meiner Freude vielbeachteten YouTube-Video aufgezeigt, dass das Leistungsversprechen, insbesondere „1% sichere Ausschüttung pro Monat“ des am stärksten gehypten Covered-Call-ETFs langfristig nicht funktionieren kann.

Huch – sicher über 12 % pro Jahr … Wer kann da widerstehen? Andererseits: 12 % pro Jahr! Wo sollen die nur herkommen? Das kann ja nur eine Geld-Druck-Maschine sein.

So funktionieren die Geld-Druck-Covered-Call-ETFs

Bei dieser speziellen ETF-Variante handelt es sich um aktive ETFs, also solche, bei denen ein Management das Vermögen verwaltet, anstatt sich wie bei den meisten ETFs an einem Index zu orientieren.

Die versprochenen hohen Ausschüttungen, die meist monatlich – bei manchen Produkten auch vierteljährlich – vorgenommen werden, stammen nur zu einem kleinen Teil aus Dividenden. Zum größeren Teil kommen sie aus Optionsprämien, die der ETF erzielt. Vereinfacht ausgedrückt, verkauft das Fondsmanagement an Dritte das Recht, die im ETF enthaltenen Aktien während einer bestimmten Zeitspanne zu einem Festpreis zu erwerben. Dafür erhält der ETF eine Prämie, die seine laufenden Einnahmen aufbessern.

Für die Käufer der Optionsrechte lohnt sich das, wenn die Aktienkurse steigen, ansonsten ist die Prämie verloren. Aus Sicht der Verkäufer der Optionen – also Anleger in diesen Geld-Druck-ETFs – sind drei Situationen zu unterscheiden:

In Phasen, in denen die Aktienkurse sich wenig verändern, ist das ein tolles Geschäft, weil die (Options-)Rechte mehr oder minder wertlos verfallen und die Optionsprämie den Anlegern sozusagen ohne nennenswerte Gegenleistung zufließt.
Wenn die Aktienkurse jedoch (stark) ansteigen, entgeht dem Fondsvermögen die entsprechende Wertsteigerung, da die Aktien ja zum niedrigeren Festpreis versprochen und nun abgerufen wurden. Der Schaden für die ETF-Anleger ist umso größer, je höher der „verpasste“ Kursanstieg ist.
Und wenn die Aktienkurse (kräftig) fallen, dann ist das Fondsvermögen voll im Risiko – die im Verhältnis zum Kursverlust geringe eingestrichene Prämie hilft da wenig. Oder würde es Sie nach 40 % Verlust in einer Crash-Situation glücklich machen, dass Sie ja gleichzeitig 1,7 % Prämie vereinnahmt haben?

Sie müssen wirklich nicht Kapitalmarkttheorie studiert oder die staubtrockenen Veröffentlichungen der Wirtschafts-Nobelpreisträger auswendig gelernt haben, um bereits rein intuitiv zu verstehen, dass bei dieser Geld-Druck-Maschine ein Rädchen klemmt. Ein 12 %iges Ausschüttungsversprechen kann nicht dauerhaft gutgehen, wenn die globalen Finanzmärkte „nur“ langfristige Durchschnittsrenditen von 8–9 % erbringen. Und sicher kann ein solches Produkt solche versprochenen Auszahlungen erst recht nicht einhalten, wenn es doch Prämien dafür erhält, dass es Chancen verkauft und die Risiken behält.

Solche Überlegungen halten natürlich junge Berufszocker und erst recht die Finfluencer, die womöglich ihr Geschäftskonzept gefährdet sehen, nicht davon ab, mir mangelndes Verständnis von Optionsgeschäften vorzuwerfen. Sie werfen dabei so fleißig Nebelkerzen, dass die Sicht auf einfachste ökonomische Zusammenhänge stärker behindert ist als durch den Feinstaub in der Silvesternacht.

Scheinargumente und „Beweise“ voller Widersprüche haben für mich als aktiver Hochschullehrer zwar einen gewissen Unterhaltungswert. Zum Beispiel, dass ich zwar seit vielen Jahren für anspruchsvolle Vorlesungen in Investment-Banking mit hohen Durchfallquoten bekannt bin, aber offensichtlich trotzdem noch nicht verstanden habe, dass die Marktrendite bei Derivaten doch viel höher ist als auf den Aktienmärkten. Kleine Einstiegsfrage für Erstsemester: Na, wo kommt die (höhere) Rendite bei Derivaten wohl her? Derivativ heißt doch abgeleitet, also kann die Rendite von Derivaten nur aus der Rendite der zugrunde liegenden Aktien kommen. Oder habe ich einen gnädigen Derivate-Extra-Rendite-Gott übersehen?

Wem Sie mehr glauben, müssen natürlich Sie entscheiden. Einem erfahrenen Finanzprof und Verbraucherschützer, der vor Geld-Druck-Maschinen und der Alchemie der Finanzen warnt? Und der nichts an Ihnen verdient, weil er eben keine Geld-Druck-Maschinen verkauft? Oder ein paar Jungs, die zwar alle schon mit rund zwanzig Jahren ihre „finanzielle Freiheit“ durch Optionsgeschäfte erreicht haben? Und daher entweder der Menschheit aus reiner Nächstenliebe Trading-Seminare für mehrere Tausend Euro verkaufen oder aber – meistens sogar direkt erkennbar – durch die Anbieterseite oder Trading-Plattformen „gesponsert“ werden? Dass etliche dieser Stars von YouTube & Co. sicherheitshalber noch bei Mutti wohnen, sei nur am Rande erwähnt, und das ist ja auch löblich, denn auch das unterstützt ja ihre „finanzielle Freiheit“.

Die für mich wichtigste Frage:

Warum greifen mich diese – finanziell freien – Geld-Druck-Maschinen-Verkäufer so vehement an? Weil ich ihnen mit gut verständlichen und klaren Argumentationen vielleicht ihr „Spielzeug“ zerstört habe? Oder bin ich vielleicht selbst daran schuld, weil der eine oder andere in meiner Klausur „Investment-Banking“ durchgefallen ist? Ich persönlich bin ganz sicher, dass die zweite Alternative die richtige ist. Und das kann ich beweisen, jawoll: Denn es gibt keinen erfolgreichen Studierenden von mir, der heute als Finfluencer in den Social Media aktiv ist und Geld-Druck-Maschinen verkauft. Covered-Call-ETFs sind dabei nur ein Beispiel – es gibt unendlich viele mehr.

Was nehmen Sie als „normaler“ Privatanleger mit?

Lassen Sie sich nicht von unrealistischen Werbeversprechen zum Erwerb von Geld-Druck-Maschinen verführen. Sondern folgen Sie doch lieber meiner nachstehenden simplen Empfehlung:

Kaufen Sie ab sofort nur noch Aktien und ETFs, die steigen. Wenn diese nicht steigen, dann kaufen Sie diese einfach nicht. Wenn Sie diese einfache Regel konsequent beachten, wird eine risikolose hohe Performance ganz sicher mit Ihnen sein … ;-)

Herzliche Grüße
Hartmut Walz
Sei kein LeO!

Zum Autor:

Prof. Dr. Hartmut Walz ist Verhaltensökonom, Buchautor und Finanzblogger. Er ist Verbraucherschützer mit Leib und Seele. Er lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen a. Rh. Sein Kerngebiet ist die Schnittstelle zwischen Ökonomie und Psychologie. Er möchte, dass Privatanlegerinnen und Vorsorger bessere Entscheidungen treffen. Walz engagiert sich für den Verbraucherschutz in den Themen Geldanlage, Versicherungen und finanzielle Vorsorge.

Er ist Verbraucherschützer mit Leib und Seele. So ist er u. a. Fellow der Bürgerbewegung Finanzwende e. V. und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bund der Versicherten e. V. Er betreibt den unabhängigen, kosten- und werbefreien Hartmut Walz Finanzblog und hält ehrenamtliche Vorträge zur Finanzaufklärung und Weiterbildung von Lehrern, Schülerinnen und Auszubildenden.

21/06/2025

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