von Dr. Stefan Sippell
Sehr geehrte Damen und Herren,
was hilft’s, es dauert nicht mehr lang, also: Wie weihnachtlich ist Ihnen schon zumute? Es gibt zahlreiche Folgefragen, mit denen sich die Stimmungstemperatur vor den Feiertagen messen ließe: Christbaum gekauft? Menü-Plan fürs Festessen aufgestellt? „Last Christmas“ ertragen? Und: schon gespendet?
Denn das ist ja eine prinzipiell erfreuliche Begleiterscheinung dieser Jahreszeit: Vielen Menschen wird es wärmer ums Herz, und sie folgen dem Bedürfnis, etwas abzugeben und damit anderen – denen es schlechter geht – etwas Gutes zu tun. Dabei kann es allerdings passieren, dass sich vor der Spendenentscheidung eine gewisse Verunsicherung einstellt. „Ist gut eigentlich wirklich gut? Woher weiß ich, dass meine Überweisung den gewünschten Effekt erzielt?“ Und weiter, wenn uns sozusagen der Ehrgeiz packt: „Ist gut denn gut genug? Könnte ich mit derselben Menge Geld nicht vielleicht noch viel mehr Menschen erreichen, CO2 vermeiden, Tiere retten?“
Die frohe Botschaft lautet: Denen, die auf solche Art völlig berechtigt zweifeln, kann geholfen werden. Drei Beispiele:
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Sie möchten etwas für bessere Bildung tun. Aber wo? Für eine Montessori-Schule im Voralpenland spenden? Auch wenn im deutschen Bildungssystem nun wirklich nicht alles bestens läuft, ist das Problem in den ärmsten Ländern der Welt um so vieles größer und gewichtiger. Also Stipendien für Kinder in Subsahara-Afrika finanzieren? Wissenschaftliche Studien haben längst bewiesen, dass es viel einfacher und effektiver geht. 100 Dollar für Stipendien ermöglichen durchschnittlich 100 zusätzliche Tage mit Schulbesuch. Wer stattdessen 100 Dollar für die Verteilung von Entwurmungstabletten einsetzt, sorgt für 5.000 Schultage – also 50-mal! – mehr. Eigentlich klar: Mit Bauchkrämpfen aufgrund von Parasiten kann man nicht in die Schule gehen … da nützt auch ein Stipendium nichts.
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Sie möchten etwas zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen. Aber wie? Für die Ausweitung eines Naturschutzgebiets in Ostwestfalen und ein paar neue Bäume spenden? Das kann nichts schaden. Aber angesichts drohender Kipp-Punkte mit irreversiblen Folgen läuft uns die Zeit davon. Ohne gezielte politische Einflussnahme wird es nicht gehen: z.B. indem man den Druck auf die EU massiv erhöht, durch Regulierung so schnell wie möglich zahlreiche Lecks in Öl- und Gasanlagen zu stopfen … aus denen das besonders klimaschädliche Methan-Gas entweicht. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge lässt sich mit Spenden für solche – zunächst nicht offensichtliche – Maßnahmen schon für einen Euro eine Tonne CO2-Äquivalent vermeiden. Bei üblichen Kompensationsangeboten muss man für eine vergleichbare Wirkung oft 15‒20 Euro ausgeben.
- Sie möchten Tierschützer:innen helfen. Aber welchen? Soll das Tierheim einen neuen Eingangsbereich oder der Gnadenhof einen weiteren Stall bekommen? Oder eine Organisation mehr Budget erhalten, die sich – z. B. durch gezielte Kampagnenarbeit – gegen die grauenvollen Bedingungen der industriellen Massentierhaltung einsetzt? Jetzt müssen Sie nur noch grob überschlagen, auf welchem Wege sich wohl mehr für gequälte Tiere erreichen lässt …
Genau so, wie man auch bei der Anlage seines Vermögens langfristig davon profitiert, sich möglichst nicht zu stark von Emotionen, Instinkt und heißen Hypes beeinflussen zu lassen, kann man also auch den Effekt jedes Spendeneuros vervielfachen. Indem man Herzenswärme zwar als Antriebsmittel einsetzt, sich bei der Umsetzung der guten Vorsätze aber auf die kühle Klarheit der Vernunft in Kombination mit wissenschaftlich ermittelten Erkenntnissen verlässt.
Wohltuende Nebenwirkungen: Man staunt über das, was alles möglich ist. Das Glücksgefühl wächst proportional zur erzielten, nachweisbaren Wirkung. Nicht nur zur Weihnachtszeit.
Fröhliche Feiertage
Ihr Stefan Sippell
PS: Ich freue mich über Rückmeldungen unter: washilft@sippell.de
PPS: Wenn Sie die Lust aufs wirkungsvolle Helfen gepackt hat, wird Ihnen hier geholfen: effektiv-spenden.org stellt in den Bereichen Armut, Klima und Tierwohl knapp und eindrucksvoll die effektivsten Organisationen der Welt vor – denen Sie dort auch direkt spenden können. Und wer mit noch mehr Ambition ein individuelles „Spenden-Portfolio“ entwickeln möchte, kann sich an legacies-now.de wenden – eine Philanthropie-Beratung, die ich mitgegründet habe.
Dr. Stefan Sippell ist Journalist und promovierter Historiker. Er arbeitet als Markenberater und Philanthropie-Experte in München.
18/12/2021