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Unternehmensnachfolge: Die eigenen Kinder als Nachfolger?

von Stefan Heringer

Sehr geehrte Damen und Herren,

laut einer letztjährigen Studie der KfW suchen etwa 560.000 mittelständische Firmen bis Ende 2026 einen Nachfolger. Etwa ein Drittel davon sieht mangels Nachfolge die Gefahr, das Unternehmen nicht weiterführen zu können.

Insofern hat Nachfolge im Unternehmen nicht nur Bedeutung für einzelne Biografien, sondern für die gesamte Wirtschaft, mit potenziell erheblichen negativen Auswirkungen auf Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsmarkt. Wie können Sie als weitsichtige Unternehmerin diesem Problem vorbeugen? Welche Schritte sind dafür wann nötig?

Wie angekündigt, beginnen wir heute mit unserer mehrteiligen Reihe zum Thema Unternehmensnachfolge und betrachten dabei den Klassiker schlechthin: den Plan, die eigenen Kinder als Nachfolger im eigenen Unternehmen zu installieren.

Das Familienunternehmen: der Traum von einem Stück Unsterblichkeit

Jeder Unternehmer, der selbst Kinder hat, träumt wahrscheinlich davon, sie irgendwann ins eigene Unternehmen zu holen. Im Idealfall die nächste Generation schrittweise an die Aufgabe und Verantwortung heranzuführen und dann irgendwann komplett zu übergeben. Vielleicht könnte ich mir das mit einem meiner Kinder auch vorstellen ... So viel zur idealen Theorie.

Wenn Eltern und Kinder zusammenarbeiten, lauern jede Menge (soziale) Risiken

In der Praxis funktioniert dies allerdings nur in sehr wenigen Fällen. Es kann sehr leicht zu Problemen kommen, wenn mehrere Generationen in ein und derselben Firma arbeiten. Kaum hat man sich erfolgreich von zu Hause abgenabelt, ist man wieder zurück in einer Abhängigkeit von den Eltern. Ich kann mich an das eine oder andere Gespräch mit gestandenen Unternehmern erinnern, die noch heute – selbst deutlich jenseits der sechzig – mit Schrecken an die Zeit zurückdenken, in der ihr Vater der eigene Chef wurde. Menschen, die mir heute mit aller Überzeugung sagen: Meinen Kindern tue ich das nicht an.

Auch umgekehrt: Wenn ich daran denke, wie rebellisch und besserwisserisch ich meinen eigenen Eltern gegenüber oft aufgetreten bin. Wären meine Eltern Unternehmer gewesen, sie hätten sicherlich ihre Freude mit mir als Mitarbeiter gehabt …

Aus meiner Rolle als Trainer im Jugendfußball weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, meinem eigenen Sohn gegenüber fair zu bleiben. Es ist eine Herausforderung, ihm im Vergleich zu anderen im Team weder einen Bonus als Trainerkind zu gewähren noch von ihm mehr zu erwarten als von allen anderen. Schließlich will ich auf jeden Fall den Eindruck vermeiden, meinen Sohn zu bevorzugen. So kritisiere ich ihn häufig in Situationen, wo ein anderes Kind unbescholten davongekommen wäre. Es lauern ständig Fallen in beide Richtungen: im Binnenverhältnis untereinander, aber auch im Verhältnis gegenüber anderen. Wie viel schwieriger ist diese Situation in einem permanenten Arbeitsumfeld?

Wie komme ich da wieder raus?

Ich kenne Fälle, in den Eltern und Kind(er) wunderbar zusammenarbeiten: Väter und Mütter, die es schaffen, sich langsam zurückzuziehen, Kinder, die das Know-how ihrer Eltern gierig aufsaugen und das Unternehmen mit neuen Ideen fortentwickeln und damit zukunftssicher machen. Insofern kann ich es nur zu gut nachvollziehen, dass man sich – gerade wenn man sich der sozialen Risiken bewusst ist – dafür entscheidet, es zumindest einmal zu versuchen.

Doch nur mal angenommen: Sie lieben Ihr Kind, haben alles versucht, aber es stellt sich heraus, dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn für die angedachte Aufgabe einfach nicht geeignet ist. Im schlimmsten Fall schaden Sie Ihrem Kind ebenso wie dem Unternehmen. Deshalb sollten Sie sich auf alle Fälle schon vor dem ersten Arbeitstag Ihres Kindes gut überlegen, wie verbindlich, sprich in welcher Rolle (prospektive Nachfolgerin oder Trainee?) Sie Ihre Kinder ins Unternehmen einbeziehen wollen. Und noch viel wichtiger: Wie Sie aus der Nummer wieder rauskommen, falls es nicht funktioniert.

Ihre Kinder haben ein Recht, eigene Wege zu gehen

Gerade ältere Patriarchen übersehen oft, dass ihre Kinder völlig zu Recht komplett andere Pläne oder Vorlieben haben und sich nicht unbedingt als Lebensziel vorstellen, das von ihren Eltern aufgebaute Unternehmen fortzuführen. Es ist nicht die Aufgabe Ihrer Kinder, Sie unsterblich zu machen.

Warum sollten Ihre Kinder ausgerechnet denselben Lebensweg einschlagen, den Sie für sich gewählt haben? Man ist schließlich nur gut, wenn man etwas mit Leidenschaft macht, und jeder hat andere Stärken und brennt für andere Dinge. Und vielleicht eröffnet gerade Ihr ökonomischer Erfolg als Unternehmerin Ihren Kindern die Möglichkeit, den eigenen Leidenschaften nachzugehen, ohne sich ausschließlich an finanziellen Anreizen orientieren zu müssen.

Rechtzeitig andere Lösungen finden

Wenn alles passt, dann ist die Nachfolge in der eigenen Familie vermutlich der beste aller Fälle. Wenn es dagegen nur mit mehr oder minder sanftem Druck von der einen Seite und viel Wohlwollen und sich Verbiegen von der anderen Seite geht, dann sollten Sie frühzeitig eine andere Lösung finden. Das sind Konstellationen, die auch vorher stabile Beziehungen massiv beschädigen oder gar zerbrechen lassen. Konstellationen, die auch Ihrem Unternehmen nicht gerecht werden und im schlimmsten Fall zu dessen Scheitern führen können.

Stefan Heringer
Neunundvierzig Honorarberatung

Unsere drei Lieblingsbeiträge zum Thema Unternehmertum:

Zeit oder Geld?
Leben im Schatten einer Zahl
Sind Unternehmer schlechte Kapitalanleger?

21/12/2024

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