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Dividendenaktien: Der verführerische Charme der Ausschüttung

von Stefan Heringer

Sehr geehrte Damen und Herren,

Geldanlage ist oft mehr Gefühl als Zahlen. Selbst in der Welt der ETFs, Benchmarks und Rebalancing-Logik suchen viele Anlegerinnen und Anleger nach etwas Vertrautem, etwas Handfestem. Und kaum ein Begriff versprüht so viel Solidität wie Dividenden. Regelmäßig Geld aufs Konto, ohne verkaufen zu müssen. Ein bisschen wie für viele Menschen vertraute Mieteinnahmen – nur eben aus dem Aktienmarkt. Klingt verlässlich, greifbar und planbar. Aber ist es auch klug?

Stabile Dividenden: Ein Strom, der nie versiegt?

Dividenden wirken wie ein beruhigender Fluss. Sie kommen regelmäßig, unabhängig vom Aktienkurs, scheinbar immun gegen Marktschwankungen. Für viele ist das ein wichtiger Anker: Man sieht etwas passieren. Man spürt, dass sich das Investment „lohnt“. Und tatsächlich: In der Entnahmephase – etwa im Ruhestand – kann eine Ausschüttung helfen, laufende Ausgaben zu decken, ohne Anteile zu verkaufen. Wenn Ihnen das helfen kann, mit den Schwankungen am Kapitalmarkt besser zurechtzukommen – wunderbar!

Doch das gute Gefühl hat eine Kehrseite: Die Auszahlung ist keine Belohnung. Sie ist eine Teilrückgabe Ihres eigenen Vermögens. Denn mit dem Dividendenabschlag sinkt am Ausschüttungstag der Kurs der Aktie in gleicher Höhe und Ihr Gesamtvermögen bleibt unverändert. Der nicht zu unterschätzende psychologische Gewinn ist real, der finanzielle dagegen oft nur gefühlt.

Bringen Dividendenaktien wirklich mehr?

Wissenschaftlich betrachtet ist der Fokus auf Dividenden nicht sinnvoll. Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen liefern langfristig keine systematisch höheren Gesamtrenditen und sind auch mitnichten stabiler. Häufig gilt sogar das Gegenteil: Viele dieser Unternehmen wachsen langsamer, investieren weniger und sind in ihrer Kapitalstruktur weniger flexibel.

Hinzu kommt: Dividenden werden gemäß dem Zuflussprinzip sofort versteuert, Kursgewinne hingegen erst beim späteren Verkauf. Die Ausschüttung wird also nicht nur häufig sofort konsumiert, sondern auch besteuert – das reduziert die Nettorendite.

Einige Anleger schwören auf sogenannte „Dividenden-Aristokraten“ – also Unternehmen, die seit Jahrzehnten zuverlässig auszahlen. Und ja: Diese Unternehmen haben oft stabile Geschäftsmodelle, sind etabliert und profitabel. Aber auch hier gilt: Ausschüttung ist kein Qualitätsmerkmal per se. Ein Unternehmen, das seine Gewinne stattdessen klug reinvestiert, kann langfristig sogar attraktiver sein – weil es den inneren Wert schneller steigert. Eines der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt, Berkshire Hathaway von Investmentlegende Warren Buffet, hat seit über fünfzig Jahren keine Dividenden ausgeschüttet.

Dividenden sind kein großer Fehler – aber auch kein strategischer Vorteil

Erliegen Sie nicht dem verbreiteten Trugschluss, dass Dividenden eine überlegene Strategie darstellen. Dafür gibt es schlicht keinerlei Evidenz. Meist sind Dividenden einfach das Ergebnis unternehmerischer Reife, nicht einer Rendite-Garantie.

Ob eine Aktie eine (hohe) Dividende zahlt oder nicht, ist letztlich zweitrangig. Entscheidend ist, was unterm Strich nach Steuern und Inflation für Sie bleibt.

Und noch wichtiger ist der mentale Effekt: Können Sie mit Ihrer eingeschlagenen Strategie ruhig schlafen? Können Sie diese auch in stürmischen Zeiten durchhalten und Ihr langfristig treu bleiben? Das ist die wichtigste Basis für Erfolg am Kapitalmarkt.

Alles Liebe
Stefan Heringer

P.S.: Ich freue mich auf Rückmeldungen unter: nachdenken@neunundvierzig.com

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Drei weitere Beiträge zu rationalem Investieren:

20/12/2025

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