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Ein weiterer Sargnagel für das aktive Fondsmanagement

von Stefan Heringer

Sehr geehrte Damen und Herren,

regelmäßig werden wir von Interessenten, aber auch Kollegen aus der Branche damit konfrontiert, warum wir so konsequent ETFs oder indexnahe Investments empfehlen. Dabei wird uns mitunter eine gewisse Engstirnigkeit, ja fast schon Dogmatismus vorgeworfen. Als Gegenbeweis präsentiert man uns dann die Geschichte vom (Flossbach von) Storch oder vergleichbaren Investments, die teils über lange Zeiträume herausragende Renditen erzielen konnten.

Herausragende Ergebnisse von Fondsmanagern beruhen auf Zufall

Natürlich sind temporäre Erfolge einzelner Fonds nicht wegzudiskutieren. Unsere Antwort, woran das liegt, ist seit vielen Jahren immer die gleiche: Die Tatsache, dass es überdurchschnittliche Ergebnisse gibt, ist schlicht eine statistische Notwendigkeit und beruht auf dem Gesetz der großen Zahlen. Es gibt weltweit 46.828 investierbare Aktienfonds, 23.338 Rentenfonds und 35.471 Multi-Asset-fonds. Bei so einer schieren Masse muss es zwangsläufig auch solche geben, die über längere Zeiträume herausragende Ergebnisse vorweisen.
Dass diese Erfolge nicht auf Können, sondern auf Zufall beruhen, darüber wird unter ernst zu nehmenden Quellen letztlich nicht mehr diskutiert. Die Datenbasis für den langfristig fast sicher zu erwartenden Misserfolg aktiver Investmentfonds ist eindeutig und dutzendfach belegt.

Eine der bekanntesten und renommiertesten Auswertungen ist die von S&P Global veröffentlichte sogenannte SPIVA(S&P Indices Versus Active Funds)-Scorecard, die seit 2002 Jahr für Jahr zu den gleichen Ergebnissen kommt. Im Folgenden finden Sie eine knappe Zusammenfassung der Erkenntnisse aus der SPIVA Europe Scorecard 2023:

• Weniger als 8% der aktiven Fonds gelang es in den letzten zehn Jahren, die Wertentwicklung ihres relevanten Vergleichsmarkts (Benchmark) zu schlagen.
• Dies gilt ausnahmslos für alle Fonds, egal, ob sie global oder etwa in Teilmärkten wie den USA, in Europa oder in Schwellenländern investierten.
• Bei global oder in den USA anlegenden Fonds lag die Quote sogar nur bei 2%.

Herausragende Ergebnisse von Fondsmanagern lassen sich nicht wiederholen

Vielleicht, denken Sie, hätte man halt nur die richtigen Manager auswählen müssen, respektive: Man könne ja in der Zukunft auf die Manager setzen, die bereits bewiesen hätten, dass sie es können. Falsch. Denn es spricht rein gar nichts dafür, dass man aus der Performance der Vergangenheit ein Ergebnis in der Zukunft ableiten kann.

Stellen Sie sich vor, Sie hätten vor fünf Jahren in einen globalen Aktienfonds investiert und sich dabei einen Fonds ausgesucht, der es in den fünf Jahren davor unter die Top-25% der am besten gelaufenen Fonds geschafft hatte. Was glauben Sie, wie hoch wären die Chancen, dass Sie es mit Ihrem Fonds wieder unter die Top-25% geschafft hätten?

a) 60%
b) 25%
c) 1,6%

Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich intuitiv auf 25 % getippt. Man würde ja erwarten, dass sich die angeblichen Topmanager wieder zufällig über das Feld verteilen. Aber nein, die Chancen eines Managers, seinen Platz im Top-Quartil über die folgenden fünf Jahre zu halten, lagen bei gerade mal bei mickrigen 1,6%. Offenbar werden Manager – durch den vergangenen Erfolg berauscht – Opfer ihrer Hybris. Wenn man die Ergebnisse ernst nimmt, könnte man zu dem sarkastischen Schluss kommen, dass die einzige sinnvolle Erkenntnis von Fondsrankings ist, diese als Kontraindikator zu verwenden.

Fonds, die versagen, verschwinden aus der Statistik

Doch das ist nicht mal die ganze Wahrheit: Ein relativ hoher Anteil der Fonds wird – weil ihnen aufgrund miserabler Performance schlicht die Anleger davonlaufen – nach einer gewissen Zeit mit anderen Fonds fusioniert oder gleich ganz aufgelöst: In den letzten zehn Jahren betraf das 42% der globalen und 45% der europäischen Aktienfonds. Durch diese Technik kaschieren Fondshäuser ihre vergangenen Ergebnisse: Denn die Versager verschwinden erst aus der Statistik und dann aus dem Gedächtnis.

Die aktuelle SPIVA-Studie belegt einmal mehr, wie minimal die Aussichten auf Erfolg mit aktiven Investmentprodukten sind und dass temporärer Erfolg nicht auf Können beruht, sondern rein auf Zufall. Sie ist ein weiterer Sargnagel für das aktive Fondsmanagement. Ja, uns ist bewusst, dass diese Erkenntnis kontraintuitiv und sehr schwer zu akzeptieren ist. Aber im Asset Management ist es eben nicht wie beim Fußball, wo (fast) immer der FC Bayern Deutscher Meister wird.

Ihr Honorarberater warnt: Machen Sie Ihre finanzielle Zukunft nicht von Wetten abhängig

Ihre finanzielle Zukunft sollte Ihnen zu wichtig sein, um Sie dem Zufall zu überlassen und mit aktiven überteuerten Anlegevehikeln eine Wette mit einer verschwindend geringen Erfolgswahrscheinlichkeit einzugehen. Lassen Sie konsequent die Finger davon, mag die Erfolgsgeschichte angeblicher Topmanager noch so schön klingen.

Alles Liebe

Ihr

Stefan Heringer

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11/07/2024

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