Megatrends – muss das sein?

von Dr. Nikolaus Braun

Sehr geehrte Damen und Herren,

neues Jahr, neues Glück und Grund genug, einmal tief in die Kristallkugel zu blicken, was die Zukunft bringt. Nicht die nächsten Monate oder paar Jahre, sondern der ganz große Wurf, die ganz langen Linien: Megatrends und andere Zukunftschancen beim Investieren. Im Folgenden möchte ich Ihnen erklären, warum sie sich kräftig die Ohren zuhalten sollten, wenn Sie diese inflationär verwendeten Worte hören.

Megatrends gefährden Ihr Vermögen

Denn der Megatrend ist nicht nur eine fast körperlich schmerzhafte sprachliche Zumutung, er ist auch die häufigste Form völlig sinnloser Mode-Investments und wirkt sich in der Regel stark mäßigend auf das Vermögen der betroffenen Investoren aus. Das gilt natürlich ebenso für die besagten Zukunftschancen und Investment-Opportunitäten – die kleinen Geschwister des Megatrends.

Darum sind Megatrends meist Mega-Unsinn

Das Internet, erneuerbare Energien, Wasser, die demografische Entwicklung, die Digitalisierung, Elektromobilität … dies alles werde die Welt verändern, und Sie können dabei sein. Echt? Wirklich? Also das mit der Digitalisierung weiß vermutlich auch Ihr Friseur – meiner weiß es, ich habe ihn neulich extra gefragt. Zusammen mit mir und Ihrem Friseur sind wir jetzt schon vier, und ich fürchte, wir sind nicht allein.

Am Markt ist diese Information nichts wert. Im Gegenteil, der Informationsgehalt ist unter null. Megatrends sind Plattitüden, das Gegenteil eines Informationsvorsprungs, fast eine Garantie dafür, prozyklisch auf einen schon längst fahrenden Zug aufzuspringen und sich irrationale Klumpenrisiken und meist unnötige Managementkosten einzuhandeln.

Ihr Honorarberater warnt: Dem Investmentrausch folgt der Investmentkater

Logischerweise sollte jeder rationale Investor von solch unnötigen Wetten die Finger lassen.
Und dennoch sehen die Depots vieler Anleger aus wie eine Chronologie der hippesten Ideen der vergangenen Jahre. Eine Akkumulation toller Investmentgeschichten, die in Summe alles ergeben, nur keine sinnvolle Struktur.

Als wäre ein Betrunkener in einen Baumarkt gegangen, hätte jedes Sonderangebot mitgenommen und sich am nächsten Tag ausgenüchtert gewundert, dass er mit seinem Einkauf kein Gartenhaus bauen kann. Denn eines kommt bei Mode-Investments mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach dem Investmentrausch: der Investmentkater.

Solides Investieren kommt ohne Megatrends aus

Bleiben Sie auf Spur: Nutzen Sie ein sauber aufgestelltes, weltweit diversifiziertes Portfolio mit ein paar soliden ETFs und lassen Sie die Finger von Branchenwetten, nicht belastbaren Prognosen und scheinbaren Investmenttipps.

Alles Liebe

Ihr Nikolaus Braun

P. S.: Rückfragen, Kritik oder Anmerkungen schicken Sie gern an nachdenken@neunundvierzig.com.

Drei unserer Lieblingsblogs zum Thema ,klug entscheiden‘:

07/01/2023