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Eine Versicherung ist KEIN Sparprodukt

von Stefan Heringer

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Bedarf, privat vorzusorgen, steigt seit Jahren an. Mittlerweile sollte wirklich jedem klar sein, dass die gesetzliche Rente allenfalls eine Basisversorgung im Alter darstellt und man – sofern man den eigenen Lebensstandard einigermaßen halten will – darüber hinaus privat vorsorgen muss.

Dafür gibt es viele Möglichkeiten, die bekannteste und nach wie vor beliebteste sind die eigenen vier Wände. Lange Zeit galt hierfür auch die Lebensversicherung als des „deutschen liebstes Kind“ bei klassischen Altersvorsorgeprodukten. Statistisch besitzt auch heute noch jeder Deutsche mehr als eine kapitalbildende Versicherung.

Die Kapitallebensversicherung: ein provisionsträchtiges Zombie-Produkt

Auch wenn der Ruf von kapitalbildenden Versicherungen aufgrund desaströser Ergebnisse, hoher Kosten und entsprechend vernichtender Urteile von Verbraucherschützern in den letzten Jahren ZU RECHT deutlich gelitten hat – irgendwie ist das Produkt, wie ein Zombie, nicht totzukriegen. Das liegt maßgeblich an den horrenden Provisionen, die Vermittler damit verdienen. Und so touren immer noch Tausende von Finanzberatern, Bankern und Strukturvertrieblern durch das Land und preisen eine eigentlich völlig sinnbefreite Produktkategorie an.

Im Jahr 2019 wurden laut GDV (Gesamtverband deutscher Versicherer) über 5 Mio. neue Verträge abgeschlossen, das gesamte Beitragsvolumen belief sich 2019 auf fast 100 Mrd. €.

Darum noch mal in aller Deutlichkeit:

• Versicherungen sind wichtig und absolut sinnvoll, um sich vor existenzbedrohenden finanziellen Schäden zu schützen. Dafür und nur dafür sind sie geeignet!

• Versicherungen sind aber gänzlich ungeeignet, um Vermögen aufzubauen.

Auch sogenannte Honorar- oder Nettotarife, die Sie über einen Honorarberater erhalten und mit denen Sie innerhalb eines Versicherungsmantels in ETFs investieren können, lindern dieses Elend nur. Sie sind nur weniger schlecht – gut sind sie nicht.

Egal, welche Art von Lebensversicherungs-Vertrag: Überall lauern Fallstricke.

Bei einer klassischen Lebens- oder Rentenversicherung ist es praktisch ausgeschlossen, dass man als Kunde überhaupt eine Rendite bekommt. Wenn – wie bei den Versicherern üblich – 75 % und mehr des Kapitalstocks in festverzinsliche Anlagen investiert werden, ist das bei den hohen Kosten und dem Zinsniveau der letzten acht bis zehn Jahre mathematisch gar nicht anders möglich. Ein nominaler Kapitalerhalt auf Sicht von 15 Jahren ist da schon ein Erfolg – von Inflationsausgleich ganz zu schweigen.

Fondsgebundene Rentenversicherung und Index-Policen: teuer und unnötig

Fast noch schlimmer sind fondsgebundene Verträge. Hier zahlen Sie nicht nur die hohen Gebühren des Versicherungsmantels, sondern noch mal die exorbitanten Kosten der investierten aktiven Fonds. Dadurch kommen die meisten Verträge auf Fixkosten von 3 % und mehr – jedes Jahr, über die gesamte Laufzeit. Die ärgerliche Vertriebsprovision für Ihren Verkäufer ist dabei noch das kleinste Übel. Wie soll dabei ein Mehrwert entstehen?

Vollends absurd wird es bei sogenannten Index-Policen. Dabei wird dem Kunden vorgegaukelt, man hätte eine Partizipation an einem Aktienindex – ohne dessen Risiken. Die Berechnungslogik ist dabei so kompliziert, dass Sie ein Mathematikstudium brauchen, um die Erfolgswahrscheinlichkeit auszurechnen. Dazu kommen Klassiker der Kundentäuschung, wie das Verwenden von Kursindizes statt Performance-Indizes, was im Klartext sicherstellt, dass der Kunde gleich mal so nebenbei um die Dividenden betrogen wird. Das klare Urteil der Stiftung Warentest lautet daher: „für Altersvorsorge ungeeignet!“

Eine Verrentung lohnt sich oft nur, wenn Sie über 100 werden

Der blanke Hohn wird es schließlich, wenn Sie die Verträge dann später dazu verwenden wollen, Ihre Rente aufzubessern, was bei vielen ja durchaus die Intention eines Abschlusses war.

Ob Sie das betrifft, bekommen Sie ganz einfach raus: In den jährlichen Standmitteilungen und in den Verträgen steht ja klipp und klar, wie hoch Ihre monatliche Rente pro 10.000,- € sein wird. Sie brauchen nur einen Taschenrechner. Teilen Sie nun die 10.000,- € durch die monatliche Rente, dann noch mal durch zwölf, um auf die Anzahl der Jahre zu kommen, bis Sie Ihr Geld wiedersehen. Jetzt addieren Sie das zu Ihrem Alter bei Renteneintritt: Oops – nein, Sie haben sich vermutlich nicht verrechnet! Sie müssen oft deutlich über 100 Jahre alt werden, um Ihr angespartes Kapital komplett wiederzubekommen – unverzinst, wohlgemerkt.

Wenn Sie sich fragen, ob das legal ist und keine Enteignung darstellt – fragen Sie gern mal beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nach …

Fazit:

Finger weg von Neuabschlüssen in kapitalbildenden Versicherungen. Wenn Sie bestehende Verträge haben, lassen Sie diese kritisch prüfen.

Liebe Grüße

Stefan Heringer

P.S.: Rückfragen, Kritik oder Anmerkungen schicken Sie gerne an nachdenken@neunundvierzig.com

Drei unserer Lieblingsblogs zum Thema Honorarberatung und Provisionsirrsinn:

03/09/2022

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