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Finfluencer zwischen Finanzbildung und Verkaufsbühne

von Stefan Heringer

Sehr geehrte Damen und Herren,

Finanzbildung auf Augenhöhe, verpackt in 60 Sekunden, serviert mit einem Lächeln und einem Affiliate-Link – das ist die neue Realität vieler junger Anlegerinnen und Anleger. Auf Social Media ist Geld längst zum Gesprächsthema geworden. Das wäre an sich begrüßenswert – wenn Information und Motivation nicht allzu oft mit Verkaufsinteresse verwechselt würden.

In einer zweiteiligen Blogreihe werfen wir einen kritischen Blick auf die Welt der Finfluencer: Was treibt sie an, wie funktionieren ihre Geschäftsmodelle – und woran erkennt man eigentlich, ob man es mit einem echten Wissensvermittler oder einem digitalen Verkäufer zu tun hat?

Im ersten Teil geht es um die Mechanismen hinter dem Hype – um Reichweite, Provisionen und den schmalen Grat zwischen Inspiration und Irreführung. Im zweiten Teil liefern wir konkrete Hinweise, wie Sie seriöse Inhalte erkennen und worauf Sie bei Finanz-Content in sozialen Netzwerken besonders achten sollten.

Finanzbildung auf Social Media?

Die sozialen Medien sind längst auch im Finanzbereich angekommen. YouTube, TikTok, Instagram – überall erklären meist junge Menschen, wie man Geld am besten anlegt, Vermögen aufbaut und „finanzielle Freiheit“ erreicht. Sie wirken wie gute Freunde: nahbar, locker, authentisch. Doch hinter der freundlichen Fassade steckt oft ein Geschäftsmodell.

Denn das Ziel ist nicht immer Finanzbildung, sondern deutlich häufiger schlicht Umsatz. Finfluencer verdienen ihr Geld über Reichweite – und die wird monetarisiert. Meist über sogenannte Affiliate-Links. Ein Beispiel: Ein Video erklärt scheinbar neutral die Vorteile von Broker X – einsteigerfreundlich, kostenlos, schnell. Unten im Beitrag steht ein Link. Klickt man darauf und eröffnet ein Konto, verdient der Influencer mit. Das Gleiche gilt für ETF-Sparpläne oder Krypto-Plattformen. Hinzu kommen bezahlte Kooperationen, in denen Anbieter gegen Geld Inhalte mit vorgegebenen Aussagen bewerben lassen – geschickt verpackt als „persönliche Empfehlung“. Einige Finfluencer bieten mittlerweile auch teils völlig überteuerte Finanzkurse mit zweifelhaftem Nutzen an.

Die BaFin und Verbraucherschützer schlagen längst Alarm und bemühen sich um Aufklärung und Kontrolle – doch angesichts der schieren Masse an Kanälen, Formaten und Plattformen gleicht der Versuch einer Sisyphos-Aufgabe. Regulierung ist schwierig, der Überblick kaum zu behalten.

Verkaufsinteressen statt Beratung

Besonders junge Anleger laufen Gefahr, sich von vermeintlich einfachen Lösungen verführen zu lassen. Wer die Sprache der Finanzwelt gerade erst lernt, erkennt oft nicht, wo echte Information endet – und Verkaufsinteresse beginnt. Persönliche Meinung wird zur Verkaufsbotschaft. Und die zur Schau getragene Lifestyle-Inszenierung mit Reisen, Luxusuhren und Sportwagen suggeriert völlig unrealistische Renditeerwartungen.

Finfluencer sind nicht per se schlecht – aber sie sind auch keine Alternative zu individueller, unabhängiger Beratung. Denn so charmant, nahbar und unterhaltsam die Inhalte auf Social Media auch sein mögen: Finanzentscheidungen sind keine Unterhaltung. Sie sind komplex, langfristig und oft mit weitreichenden Konsequenzen verbunden – finanziell, steuerlich, rechtlich und emotional. Wer hier auf fundierte Beratung verzichtet und sich stattdessen auf 60-Sekunden-Clips oder vermeintlich einfache Lösungen verlässt, riskiert nicht nur Fehlentscheidungen, sondern auch das Fundament seiner finanziellen Zukunft.

Alles Liebe
Stefan Heringer

P.S.: Ich freue mich auf Rückmeldungen unter: nachdenken@neunundvierzig.com

Drei weitere Beiträge für Selbstentscheider:

Bedeutet selbst am Kapitalmarkt zu entscheiden, sich selbst zu überschätzen?
Der Sch***egal-Sparplan: Ein Finanzprodukt, das wirklich jeden glücklich macht.
Und schließlich unser Guide für Selbstentscheider in sieben Schritten.

27/09/2025

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