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Bedeutet, selbst am Kapitalmarkt zu entscheiden, sich zu überschätzen?

von Stefan Heringer

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Qualität oder eher die nicht vorhandene Qualität in weiten Teilen der hiesigen Finanzberatung haben wir schon häufiger angesprochen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Menschen dazu entscheiden, ihr finanzielles Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und auf Beratung zu verzichten. „Do it yourself“ liegt voll im Trend, was die steigende Zahl an Accounts bei Online-Brokern und die wachsende Aktivität der Kunden dort zeigt.

Wie informieren sich Selbstentscheider?

Man kann sich ja problemlos alle möglichen Informationen aus dem Internet und verschiedenen Investment-Ratgebern holen.

Doch Vorsicht: Es gibt eine unglaubliche Flut an Büchern, Magazinen, Ratgebern, YouTube-Videos, Foren etc., durch die man sich teils ausgezeichneten, meist aber besorgniserregenden Input zum Kapitalmarkt holen kann. Man denke nur an die Zunft der Crash-Propheten, die trotz permanenter Misserfolge immer noch zahlreiche Anhänger um sich scharen. Wie soll man als Laie wissen, welche Informationen einen weiterbringen?

Selbstentscheider überschätzen oft ihre Fähigkeiten am Kapitalmarkt

Sieht man sich auf diversen Plattformen und Foren um, erweist sich der Querschnitt als deprimierend. Es scheint zwar Menschen zu geben, die sich intensiv und mit hohem Zeiteinsatz einigermaßen vernünftig mit dem Kapitalmarkt beschäftigen.

Der Regelfall ist im besten Fall gefährliches Halbwissen, im schlimmsten Fall Unsinn und teils unfreiwillig komische Angeberei: Menschen, die von finanzwissenschaftlichen Fakten nicht die leiseste Ahnung haben, erzählen mit Inbrunst von ihren Erfolgen: welche Aktien oder Optionsscheine sie wann mit welchem Gewinn verkauft oder wie sie sich mit einem rechtzeitigen Verkauf hohe Verluste erspart haben. Hierbei stechen übrigens gerade Männer stark hervor.

Wissenschaftlich bewiesen: Wenig Ahnung schützt nicht vor viel Meinung

Es gibt dabei eine gut zu beobachtende Konstante: Umso mehr Meinung man von sich gibt, desto weniger Ahnung scheint vorhanden zu sein. Diese kognitive Dissonanz, die in einem allgemeinen Kontext wissenschaftlich bestens untersucht und belegt ist, nennt sich Dunning-Kruger-Effekt. Demnach neigen bezogen auf ein bestimmtes Fachgebiet weniger kompetente Menschen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten systematisch zu überschätzen. Sie sind ferner nicht in der Lage, das Ausmaß ihrer Inkompetenz einzuordnen. Sie verkennen ebenso systematisch, dass andere bessere Fähigkeiten auf diesem Gebiet haben.


Das Problem hat ein befreundeter Vermögensverwalter einmal sehr treffend so formuliert: „Wie soll ein Privatanleger ein sinnvoll aufgestelltes Portfolio nach wissenschaftlichen Kriterien von einer willkürlich zusammengewürfelten Strategie unterscheiden? Das ist schlicht für die meisten unmöglich.“

Ein guter Honorarberater hilft bei der unabhängigen Bewertung

Der beschriebene Effekt lässt sich durch die Aneignung von Wissen am einfachsten und effektivsten abmildern. Insofern wäre es auch und gerade für Menschen, die sich für gute Investoren halten, sinnvoll, die eingeschlagene Strategie unvoreingenommen von einem unabhängigen (!) Experten überprüfen zu lassen. Ihr langfristiger Anlageerfolg wird dadurch deutlich wahrscheinlicher. Unsere Erfahrung lautet: Je mehr Ahnung ein Privatanleger hat, umso eher versteht er, warum er Unterstützung braucht.

Alles Liebe

Ihr Stefan Heringer

P. S.: Rückfragen, Kritik oder Anmerkungen schicken Sie gern an nachdenken@neunundvierzig.com

P. P. S.: Wenn der ehemals 45. Präsident eines großen Landes permanent in die Welt hinausblökt, er sei ein „Stable Genius“, liegt es nahe, dass er vermutlich ein Paradebeispiel für den Dunning-Kruger-Effekt ist.

Drei unserer Lieblingsblogs zum Thema „Klug entscheiden“:

08/04/2023

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