von Dr. Nikolaus Braun
Sehr geehrte Damen und Herren,
Geld ist bis tief in unsere Sprache hinein männlich belegt. Die meisten Begriffe und Werte im Umfeld von Geld sind eindeutig mit traditionell männlichen Geschlechterrollen kodiert: Macht, Status, Prestige. Geld ist mitunter das Gegenstück zu klassisch weiblich belegten Vorstellungen wie soziale Fürsorge oder Beziehungen. Nicht, dass sich das nicht ändern ließe, aber das ist nun erst mal die Ausgangssituation.
Geld ist einer der letzten Bastionen des Patriarchats
So sind es auch fast immer Männer, die auf Partys ungute Gespräche über Geld führen, meist über wenig verdeckte Umwege. Und so ist es auch kein Wunder, dass es kaum eine Branche gibt, die ‒ insbesondere auf den oberen Führungsebenen ‒ so fest in männlicher Hand ist wie die Finanzindustrie. ‚Banker‘ qualifiziert sich halt auch nicht im engeren Sinne als Sozialberuf, eher im Gegenteil. Ob stockkonservative Privatbank, Großbank oder (scheinbar) innovatives Fintech ‒ oberhalb der Assistenzebene gilt: Männer, Männer, Männer.
Was ich in meiner Praxis als Honorarberater meist beobachte:
Während Paare im Regelfall die wichtigsten Grundsatzentscheidungen gemeinsam fällen, sind unsere Ansprechpartner im „laufenden Betrieb“ meist wie wir: (alte) (weiße) Männer. Frauen sind offenbar oft froh, das Stressthema Geld weitgehend delegiert zu haben, in der (oft unbegründeten) Vermutung, ihre Männer seien da kompetenter. Männer übernehmen dann dieses Thema, mal nolens volens, seltener mit Hingabe, doch stets verbunden mit einer gewissen Entmündigung ihrer Partnerin.
Liebe Männer, tut euch das Thema Geld nicht weiter allein an!
Vielleicht habt ihr tatsächlich – im Einzelfall – deutlich mehr Ahnung, aber was hilft euch das? Wenn irgendetwas schiefgeht oder einfach nur der Kapitalmarkt mal wieder einbricht: Warum wollt ihr alleine dafür den Kopf hinhalten? Noch dazu, wenn das Mindset von Frauen nachweislich viel geeigneter ist, erfolgreich am Kapitalmarkt zu sein. Frauen leiden viel seltener als Männer an einem übersteigerten Ego. Sie schichten deshalb ihr Depot deutlich weniger um und sparen sich meist hochspekulative Zockereien, da sie niemandem – auch nicht sich selbst – etwas beweisen müssen. Risikoadjustiert erzielen Frauen so im Schnitt bessere Renditen.
Ja, bislang ist Geld tatsächlich oft Männersache. Wir sollten es nicht allein den Frauen überlassen, das zu ändern.
Alles Liebe, Ihr
Nikolaus Braun
Neunundvierzig Honorarberatung
PS: Ich freue mich auf Rückmeldungen unter: nachdenken@neunundvierzig.com
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18/09/2021