Ein guter Honorarberater: die Nadel im Heuhaufen

von Stefan Heringer

Sehr geehrte Damen und Herren,

2008 sind mein Sozius Nikolaus Braun und ich angetreten, um die Finanzbranche in Deutschland zu verändern. Als Pioniere der Honorarberatung in München hatten wir zusammen mit genauso motivierten Kollegen dem vorherrschenden Provisionsverkauf in unserer Branche den Kampf angesagt, um endlich eine faire und am Verbraucher orientierte Beratung zu etablieren. Unsere so sympathische wie rückblickend rührend naive Annahme: Binnen kurzer Zeit würde die konventionelle Finanzindustrie kollabieren. Spätestens nach der Lehmann-Pleite musste doch eigentlich jeder verstehen, dass sein Banker kein Berater, sondern nur ein Verkäufer ist!

Honorarberatung ist immer noch eine Nische

Über 13 Jahre später muss man nüchtern konstatieren, dass sich so gut wie nichts geändert hat. Die Bankentürme in Frankfurt stehen noch immer, die Institute reihen weiter einen Skandal an den anderen. Der Produktverkauf hat weiterhin Hochkonjunktur, und in vielen Bereichen hat sich die Situation sogar verschlechtert, beispielsweise mit den unsäglichen Beratungsprotokollen. Der Irrsinn hat nicht aufgehört, er wird mittlerweile nur kleinteiliger dokumentiert. Das sorgt mitnichten für mehr Verbraucherschutz, sondern im Gegenteil für eine Enthaftung des Provisionsverkaufs zulasten der Kunden.

Man kann das ganze Dilemma auch in Zahlen verdeutlichen. Es gibt in Deutschland Stand Dezember 2021:

56.715 Immobiliendarlehensvermittler
39.084 Finanzanlagenvermittler
192.715 Versicherungsvermittler

Quelle: DIHK

Es gibt keine Beratung auf Provisionsbasis – nur Verkauf

Sie alle leben von Provisionen und haben eine monetäres Interesse daran, Ihnen etwas zu verkaufen. Demgegenüber stehen gerade mal 256 (!!!) Honoraranlagen-Berater.
Nicht mal einer von 1.000 Menschen, die im Finanzbereich arbeiten, lassen sich ihre Dienstleistung ausschließlich mit einem fairen, transparenten Honorar vergüten! Und die wenigen Honorarberater stehen sich häufig auch noch selbst im Weg.

Wenn Sie auch mit einem Honorarberater zusammenarbeiten, können Sie sich glücklich schätzen. Sie gehören zu einer kleinen aufgeklärten Minderheit, die den diametralen Interessenkonflikt zwischen Finanzvermittlern und Kunden erkannt und sich davon befreit hat.

Honorarberatung ist günstiger und transparenter

Viele Menschen scheuen sich immer noch davor, sich gegen Honorar beraten zu lassen, sie werden von den vermeintlich hohen Kosten abgeschreckt. Das ist schlicht und einfach Unsinn. Ein transparentes Honorar ist so gut wie immer deutlich günstiger als eine verdeckte Provision.

Aber was noch viel wichtiger ist: Was wirklich teuer wird, ist ein Produkt verkauft zu bekommen, das nicht zu Ihrer Lebenssituation und Ihren Bedürfnissen passt, nur weil Ihr Produktverkäufer mehr daran verdient. Bei vielen Finanzvermittlern ist die Beratung also nur vordergründig kostenlos, in erster Linie ist sie aber häufig vor allem umsonst.

Ihr Stefan Heringer

PS: Ich freue mich auf Rückmeldungen unter: nachdenken@neunundvierzig.com

Drei unserer Lieblingsblogs zum Thema Honorarberatung und Provisionsirrsinn:

06/08/2022