von Dr. Nikolaus Braun
Sehr geehrte Damen und Herren,
2022: Krieg in Europa, Millionen Menschen – meist Frauen und Kinder – auf der Flucht, zerstörte Häuser, brennende Krankenhäuser. Ist es da in Ordnung, einen Blog über Krieg und Kapitalmärkte zu schreiben? Ich muss gestehen, dass mir das im Moment wirklich schwerfällt. Und dennoch: Am Ende ist es unsere Pflicht als Honorarberater, Menschen vor gravierenden Fehlentscheidungen zu schützen und zu verhindern, dass unbedachtes Verhalten Vermögensschäden anrichtet und damit zukünftige Lebensqualität vernichtet.
Also bringen wir es hinter uns:
Ein sauber strukturiertes Portfolio hat bisher kaum Verluste erlitten
Der aktuelle Kursrutsch ist primär ein gefühlter Kursrutsch. Er ist keine Katastrophe – er fühlt sich höchstens ein bisschen so an. Ein international gut diversifiziertes Portfolio mit einer Aktienquote von 60 % und einem soliden Anleihen-Baustein hat seit Jahresanfang – je nach Ausgestaltung – bis VOR dem Kriegsausbruch rund 5 % an Wert verloren. Stichworte: Inflation, Rohstoffpreise und Kriegsangst.
Seit Kriegsausbruch – das verstehe, wer will – ist fast nichts mehr an der Börse passiert:
• In den ersten zwei Kriegswochen hat der weltweite Kapitalmarkt gemessen am MSCI World in der Spitze 2,5 % verloren.
• Während der DAX und der EuroStoxx 50 in der Spitze rund 12,5 % einbüßten, hat der US-Aktienmarkt gemessen am S&P 500 sogar zugelegt.
• Ein sauber aufgestelltes ETF-Portfolio mit 60 % Aktienquote hat somit seit Kriegsausbruch kaum etwas verloren.
Mangelnde Diversifikation führt zu vermeidbaren Verlusten
Wenn Sie also dieses Jahr spürbare Verluste im Portfolio haben, dann ist das ein recht deutliches Zeichen dafür, dass Sie sich vorher nicht sauber genug aufgestellt haben. Entweder weil Ihr Portfolio zu europa- und deutschlandlastig ist oder weil Sie Wetten auf amerikanische Tech-Konzerne abgeschlossen hatten und Sie die massiven Einbrüche bei Netflix und Facebook (Meta) kalt erwischt haben.
Disziplin statt Aktionismus
Wie schon letzte Woche geschrieben: Weder Russland noch die Ukraine sind relevante Größen, wenn es um den Beitrag zum weltweiten Bruttosozialprodukt oder zur weltweiten Marktkapitalisierung der Aktienmärkte geht. Und egal, wie der Konflikt ausgeht und wie lange er dauert: Er wird nicht das Ende der freien Marktwirtschaft sein. Denn anders als vor 1989 ist Russland ein durch und durch kapitalistisches Land. Der Krieg mag Dutzende Ursachen haben, aber er ist kein Konflikt um konkurrierende Wirtschaftsordnungen.
Unser Geld und unser Wohlstand sind nicht wirklich in Gefahr. Die Börse ist NICHT das Problem! Es bleibt also dabei: Die Nerven bewahren, rational bleiben und – wenn es tatsächlich Einbrüche gibt – nachkaufen.
Und denken Sie daran: Teil von Putins Kriegsstrategie ist es auch, uns einzuschüchtern und uns Angst zu machen. Lassen Sie nicht zu, dass das dazu führt, Ihren Lebensstandard zu gefährden.
Helfen Sie den ukrainischen Geflüchteten
Und wenn Sie etwas tun wollen, das gegen die gefühlte Hilflosgkeit nutzt und die eigenen Nerven beruhigt, dann engagieren Sie sich für die ukrainischen Geflüchteten. Wir haben für München gute Erfahrungen mit den Münchner Freiwilligen gemacht. Hier können Sie nicht nur Geld, sondern auch Zeit, Kleidung und andere Sache spenden, sich als Fahrer/-in zur Verfügung stellen oder Wohnraum anbieten.
Vielen Flüchtlingen ist oft schon mit einem Unterschlupf für ein paar Tage geholfen. Wenn Sie im Großraum München leben und dazu Fragen haben, melden Sie sich gerne bei uns unter 49@neunundvierzig.com. Wir schließen Sie mit den richtigen Leuten kurz.
Alles Liebe
Ihr
Nikolaus Braun
Neunundvierzig Honorarberatung
P. S.: Ich freue mich auf Rückmeldungen unter: nachdenken@neunundvierzig.com.
Drei unserer Lieblingsblogs, die Ihnen helfen, in Krisenzeiten gelassen zu bleiben:
- Krieg in der Ukraine
- Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
- Eine Frage der Perspektive: Wie Sie sich vor kurzfristigem Denken schützen
12/03/2022