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Retten Sie Ihr Vermögen! Jetzt kommt der Crash-Prophet: Ergebnisse

von Dr. Nikolaus Braun

Sehr geehrte Damen und Herren,

ein Blick auf die Bestseller-Listen für Finanzbücher ist deprimierend. Max Otte, Weick & Friedrich, Markus Krall, Dirk Müller: Crash, Untergang, Zusammenbruch – schon 2020 (Krall), spätestens 2023 (Weick & Friedrich). Ähnliche Thesen finden ihren Weg in Talkshows, auf die Titelseite der Bildzeitung, und selbst (sonst) vernünftige Freunde fragen mich, wann der große Crash kommt. Grund genug, dem Thema eine kleine Reihe zu widmen.

Im heutigen dritten und letzten Teil möchte ich Ihnen zeigen, mit welchen Anlageergebnissen Sie rechnen müssen, wenn Sie den Empfehlungen von Crash-Propheten folgen. Da sich die Ergebnisse der heutigen Crash-Propheten erst in ein paar Jahren bewerten lassen, gehen wir dazu ein paar Jahre zurück, in das Jahr 2009.

Dirk Müller: Crash-Prophet und Kapitalvernichter

Damals der Star der Stunde und bis heute einer der sichtbarsten Crash-Propheten war Dirk Müller. Sein größtes Verdienst: während der Finanzkrise ausgesprochen fotogen unter der DAX-Anzeigentafel gesessen zu haben. In seinem Buch „Crashkurs“ warnte er im Januar 2009 eindringlich: „Aktien und Aktienfonds gehören in diesen unsicheren Zeiten einfach nicht ins Depot.“ 2011 legte er nach und prophezeite - wie viele seiner Kollegen - den Kollaps in den nächsten drei Jahren. Wer ihm dabei folgte, hat seit 2009 elf erfolgreiche Kapitalmarktjahre verpasst. Eine Zeit, in der sich der weltweite Aktienmarkt gemessen am MSCI World Index fast vervierfachte. Die konkreten Ergebnisse im Depot von Anlegern habe ich oft genug gesehen – das kostet nicht nur Geld, das kostet Gestaltungsmöglichkeiten und damit Lebensqualität. Und heute? Funkt Müller – wie immer - eine gerade jetzt akut gefährliche Marktlage und unausweichliche große Kapitalmarktkorrektur über die Finanzpornokanäle.

Stefan Riße: Inflationsprophet halbierte das Vermögen seiner Anleger

Drei Jahre später während der Eurokrise 2012 war es die Urangst der Deutschen die Hyperinflation, die heraufbeschworen wurde. Angst ist ein toller Vertriebsansatz, den unter vielen anderen der Finanzjournalist Stefan Riße 2012 nutzte. Er legte einen „Inflation Opportunities“-Fonds auf – klingt irgendwie besser als Inflations-Gelegenheiten. Das Versprechen: Das durch das „hemmungslose Gelddrucken“ der EZB gefährdete Vermögen nicht nur zu schützen, sondern im Gegenteil aus der Not eine Tugend zu machen, aus der Bedrohung eine Chance. Riße ist ein guter Rhetoriker und konnte seine Geschichte gut erzählen. Doch eine tolle Geschichte ist, auch wenn sie gut erzählt ist, (erwartungsgemäß) keine gute Investition: Seine Anleger verloren in knapp vier Jahren fast die Hälfte ihres Geldes – dann wurde der Fonds geschlossen. Und das in einem Zeitraum, in dem der weltweite Aktienmarkt, gemessen am MSCI World, um ca. 60 % zulegte. Das sollten Sie sich in jedem Fall merken: Je runder und plausibler eine Investment-Story klingt, umso entschlossener sollten Sie die Finger davon lassen.

Claus Vogt: Wie kann die Realität so bockig sein?

Ein (ehemaliger) Star des Untergangs war und ist auch Claus Vogt. Januar 2004 veröffentlichte er zusammen mit Roland Leuschel das Greenspan Dosier, in dem er eindringlich vor einer Hyperinflation warnte. Als der Crash 2008 kam, konnte er mit einigem Recht behaupten, er haben den Zusammenbruch kommen sehen, zumal er vor der Blase am Immobilienmarkt in den USA gewarnt und Gold als Anlageklasse empfohlen hatte. Sein Selbstbewusstsein war entsprechend ausgeprägt, auch wenn seine Prognose fast vier Jahre zu früh erfolgte.

Da der Zusammenbruch nach Vogt unausweichlich sein würde, wollte er nicht so recht einsehen, dass es ab 2009 wieder aufwärts ging. Seitdem postuliert er Jahr für Jahr, Monat für Monat, dass die Abwärtsbewegung bereits begonnen habe. Die Rhetorik wurde umso wütender, je störrischer sich die Realität Vogts Analyse entgegenstemmte. Heute sieht Vogt die „höchste Warnstufe für die Aktienmärkte“ erreicht – wie jedes Jahr seit 2009, 2010, 2011 …

Auch eine kaputte Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Zeit

Merke: Anpassungskrisen an den Märkten sind nicht nur unvermeidbar, sie gehören zum Wesen des Kapitalmarkts. Ich lehne mich jetzt mit einer eigenen Prognose weit aus dem Fenster: Wenn Sie langfristig am Kapitalmarkt investiert sind – und das sollten Sie sein –, werden Sie auf alle Fälle noch mindestens einmal, eher häufiger eine schwere Krise miterleben. Alles andere zu glauben, wäre geradezu absurd. Dass es dann immer eine ganze Reihe von laut triumphierenden Schwarzsehern gibt, die es vorher schon gewusst haben, ist unvermeidbar. Auch eine kaputte Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Zeit.

Rationales Investieren stützt sich auf finanzwissenschaftliche Erkenntnisse

Crash-Propheten sind keine Gurus, sie sind Scharlatane. Denn wann diese Korrekturen kommen, lässt sich – da ist sich die Finanzwissenschaft einig ‒ nicht prognostizieren. Nicht durch Sie, nicht durch mich und auch nicht durch Menschen, deren Geschäftsmodell es ist, vor dem Crash zu warnen. Die einzig rationale Strategie kann deshalb nur lauten, langfristig zu denken, durchgängig investiert zu sein, Schwankungen auszuhalten und die Marktwirtschaft arbeiten lassen – natürlich vorausgesetzt, Sie haben ein breit diversifiziertes, global ausgerichtetes Portfolio, das zu Ihrer Lebenssituation und Ihrer Risikobereitschaft passt.

Liebe Grüße

Nikolaus Braun
Neunundvierzig Honorarberatung

P.S.: Das alles glauben Sie nicht? Oder Sie sehen es genauso? Haben Sie Diskussions- oder Gesprächsbedarf? Schreiben Sie mir gerne unter: nachdenken@neunundvierzig.com.

Drei unserer Lieblingsblogs zum Thema Crash-Propheten:

18/01/2020

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